Bodo Kirchhoff gewinnt mit "Widerfahrnis" den Deutschen Buchpreis 2016.

 
Die Begründung der Jury:

"Bodo Kirchhoff erzählt vom unerhörten Aufbruch zweier Menschen, die kein Ziel, nur eine Richtung haben – den Süden. Es treibt sie die alte Sehnsucht nach der Liebe, nach Rotwein, Italien, einem späten Abenteuer. Als sie eine junge Streunerin auflesen, begegnen sie den elementaren Themen ihrer Vergangenheit wieder: Verlust, Elternschaft, radikaler Neuanfang. Kirchhoff gelingt es, in einem dichten Erzählgeflecht die großen Motive seines literarischen Werks auf kleinem Raum zu verhandeln. Gleichzeitig erzählt er von unserer Gegenwart und davon, wie zwei melancholische Glückssucher den Menschen begegnen, die in der Jetztzeit den umgekehrten Weg von Süden nach Norden antreten. Kirchhoffs „Widerfahrnis“ ist ein vielschichtiger Text, der auf meisterhafte Weise existentielle Fragen des Privaten und des Politischen miteinander verwebt und den Leser ins Offene entlässt."

 
Inhalt:

Reither, bis vor kurzem Verleger in einer Großstadt, nun in einem idyllischen Tal am Alpenrand, hat in der dortigen Bibliothek ein Buch ohne Titel entdeckt, auf dem Umschlag nur der Name der Autorin, und als ihn das noch beschäftigt, klingelt es abends bei ihm. Und bereits in derselben Nacht beginnt sein Widerfahrnis und führt ihn binnen drei Tagen bis nach Sizilien. Die, die ihn an die Hand nimmt, ist Leonie Palm, zuletzt Besitzerin eines Hutgeschäfts; sie hat ihren Laden geschlossen, weil es der Zeit an Hutgesichtern fehlt, und er seinen Verlag dichtgemacht, weil es zunehmend mehr Schreibende als Lesende gibt. Aber noch stärker verbindet die beiden, dass sie nicht mehr auf die große Liebe vorbereitet zu sein scheinen. Als dann nach drei Tagen im Auto am Mittelmeer das Glück über sie hereinbricht, schließt sich ihnen ein Mädchen an, das kein Wort redet, nur da ist ...

Bodo Kirchhoff erzählt in seiner großartigen Novelle von der Möglichkeit einer Liebe sowie die Parabel von einem doppelten Sturz: in die Liebe, ohne ausreichend lieben zu können, und in das Mitmenschliche, ohne ausreichend gut zu sein.

 
Porträt:

Allein ist man zu wenig
"Ich glaube schon, dass wir uns ändern werden. Dass wir uns ändern müssen. Auch als Land. Dieses Land kann nicht bleiben, wie es ist."
Alexa Hennig von Lange im Gespräch mit Bodo Kirchhoff

Leseprobe:

Bodo Kirchhoff, Widerfahrnis

Pressestimmen:

Dieses Buch ist die Essenz des literarischen Schaffens von Bodo Kirchhoff … es kommt in einem Triumphzug daher. Präziser wird in diesem Herbst in Deutschland nicht erzählt. Andreas Platthaus, FAZ

Man merkt schon in der Anfangsszene, … dass Bodo Kirchhoff ein ungemein versierter Autor ist, der im Grunde alles kann: Wunderbare Dialoge schreiben. Szenen aufbauen, entwickeln und, das ist wichtig, mit traumhafter Sicherheit im richtigen Moment abbrechen. Zudem verfügt er über eine Sprache von seltener und traditioneller Eleganz … Christoph Schröder, ZEIT ONLINE

Ein wunderschöner einfacher Anfang, und ein Ende, so vielschichtig und traurig und dicht, wie es nur wenige in Deutschland können. Bodo Kirchhoff ist ein Meistererzähler; sein "Widerfahrnis" trifft uns alle.
Richard Kämmerlings, DIE WELT

"Widerfahrnis" ist ein literarisches Glanzstück, es ist das Buch zu unserer Gegenwart. Thomas Andre, Hamburger Abendblatt

"Widerfahrnis" ist ein Wahnsinnsbuch geworden. Anne Haeming, Spiegel Online

Es ist überwältigend, wie Kirchhoff ... das wirkliche Leben vorführt … Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

… mit Bildern, die sich einbrennen, und Erkenntnissen, die aus der Banalität des Erlebens ein wirkliches Sehen machen.
Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung

Es ist sicher eines der besten Bücher, die Bodo Kirchhoff je geschrieben hat.
Martin Lüdke, Faust Kultur

Es bleibt eine Berührung am Sehnsuchtszentrum, die einem als Leserin das Herz zerreißen kann. 
Ruth Fühner, hr2 Kultur/Hessenschau (audio)